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Road to divorce

Instant Messaging

Wie man in kürzester Zeit eine Beziehung zerstört

Wir reden nicht mehr miteinander. Versuchen wir es, enden die Gespräche meist recht schnell mit einem heftigen Knall und großer Wut in unseren Bäuchen.

Stattdessen bearbeiten wir unsere Konflikte nun einfach per WhatsApp. Es vergeht fast keine Stunde, in der wir nicht einander schreiben. Selbst bis tief in die Nacht hinein. In besten Absichten lassen wir den anderen direkt über das Mobilfunknetz an unseren Gedanken und Gefühlen teilhaben.

Wut, Trauer, Angst, Bedauern und Schuld. Einfach kurz in den Äther gekippt und warten, was passiert. Manchmal wirken unsere Nachrichten auch ganz liebevoll und unterstützend. Manchmal wirken sie so, als wollten wir uns selbst die Absolution darüber erteilen, unsere Beziehung nicht ausreichend gewertschätzt zu haben.

Manchmal sind wir beide einfach so egozentrisch. Manchmal ist unsere Beziehung einfach so toxisch. Selbst jetzt, wo sie eigentlich beendet ist.


Ich bin traurig, dass wir uns nicht mehr vertrauen können. Traurig, dass wir uns nicht trauen, aufeinander zuzugehen. Dass wir uns stattdessen hinter unseren Telefonen verstecken und nur noch aus der Distanz in Kontakt treten können. Unsere Telefone sind der letzte verbliebene Kanal zwischen uns beiden.

Und obwohl ich traurig bin, fühle ich mich hilflos und nicht in der Lage, auf Dich zuzugehen und ein Gespräch mit Dir zu beginnen. Ich habe Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Angst davor, verletzt zu werden. Ich werde Deinen Wunsch nach Abstand respektieren.


Wir haben nun auch das Texten eingestellt. Endlich hat jeder von uns die Möglichkeit (zu) sich selbst zu finden und zur Ruhe zu kommen. Endlich suchen wir die Verantwortung bei uns selbst. Es ist gut so wie es ist. Auch wenn ich Dich immer noch vermisse, bin ich dankbar, dass es uns beiden gelingt, uns daran zu halten.